Focus berichtet in der September 2019 Ausgabe
Das gewaltige Nervensystem unseres Verdauungsorgan und sein Mikrobiom (Gesamtheit der Darmbakterien) beeinflussen Immunabwehr, Körpergewicht und Psyche .
- 100 Billionen Bakterien besiedeln unseren Darm. Das sind tausendmal mehr Mikroorganismen, als unsere Galaxie Sterne zählt.
- 400 m² beträgt die Oberfläche der Darmzotten. Das ist fast so groß wie 2 Tennisplätze.
- 100 bis 200 Millionen Neuronen durchziehen den Darm. Das sogenannte Bauchhirn agiert selbständig und tauscht Informationen mit dem Kopfhirn aus.
- 1400 Mikrobenarten sind im Darm vereint. Zusammen bringen sie bis zu 2 kg. auf die Waage.
Immer mehr Deutsche haben einen Reizdarm. Bei jungen Erwachenen stieg die Zahl der Reizdarm Diagnosen innerhalb von 10 Jahren um 70 Prozent.
Eine Studie von Endoskopie-Spezialisten der Uni Kiel und Immunologen der Uni Mainz zeigte, das viele Reizdarmpatienten eine Nahrungsmittelunverträglichkeit haben. Die Patienten reagierten vor allem auf Weizen, aber auch auf Hefe, Milch, Soja oder Hühnereiweiß. Innerhalb von Minuten führten die Allergene zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand und einer Aktivierung von Allergie-Immunzellen.
Nachdem die Testteilnehmer das allergieauslösende Nahrungsmittel weggelassen haben, sind auch die Darmbeschwerden verschwunden.
Lange galten unsere winzigen Mitbewohner lediglich als unscheinbare Helfer der Verdauung. Doch seit Forscher den Mikrobenkosmos im Darm Systematisch untersuchen, ist bekannt, dass die Darmflora in viele Prozesse des Körpers eingreift. Das Buch von Julia Enders, Darm mit Charme hat dafür gesorgt, dass dieses Wissen auf spannende und humorvolle Weise auch sich auch denjenigen eröffnet, die sich ansonsten nicht unbedingt mit dem Darm beschäftigt hätten.
Einige der von Darmbakterien erzeugten Substanzen greifen gar direkt in das Nervensytem ein. Der Neurotransmitter Serotonin beispielsweise, der im Gehirn Glücksgefühle hervorruft, welches vor allem bei Depressiven Menschen fehlt, bzw. nicht ausreichend vorhanden ist.
Zudem sind diese Kleinstlebewesen offenbar auch an der Entstehung von Krankheiten wie Alzheimer, Bluthochdruck und Krebs beteiligt.
Oftmals schaden auch Medikamente selbst, die, die eigentlich der Verdauung helfen sollen. Auch Antidepressiva beeinflussen das Mikrobiom, wie man heute weiß. Antibiotika (Antibiotikum: „Anti“ heißt im Griechischen so viel wie gegen und „bios“ steht für Leben = „gegen Leben“) beispielsweise wirken oft verheerend auf da Mikrobiom. Es tötet sowohl schädliche als auch nützliche Bakterien.
Mit Probiotika (lebende Mikroorganismen, die nach Anwendung in angemessener Keimzahl eine gesundheitsförderliche Wirkung auf den Menschen ausüben), kann man das Mikrobiom, also seine lebenden Darmkulturen vor solchen Schäden schützen. Allerdings kann Probiotika die Wirkung von Antibiotika beeinträchtigen oder gar unwirksam machen, wenn diese innerhalb von 2 Stunden vor oder nach der Antibiotikagabe eingenommen wird.
Die Grazer Ärztin Vanessa Stadlbauer-Köllner betont: „Probiotika müssen bereits zu Beginn der Antibiotikatherapie eingesetzt werden, im Nachhinein helfen sie nicht mehr.“
Sinnvoller und effektiver wäre daher eine Kur im Anschluss, der Antibiotikaeinnahme, in der der Darm zuerst gereinigt (z. B. h-sun+ Clean I) und dann mit lebenden Mikroorganismen, wie Sie sehr vielfältig und in hoher Zahl beispielsweise in h-sun+ Clean II enthalten sind, aufgefüllt wird.
Der Kieler Forscher Thomas Bosch warnt: „Die Flora unseres Darms ist mittlerweile ähnlich stark bedroht wie die Pflanzenwelt des Amazonas. In diesem Ökosystem drohen viele Spezies zu verschwinden bevor sie überhaupt entdeckt werden“.
Die Ursache? Zu viele Medikamente in der Tiermast und zu viele vorschnelle Verordnungen von Antibiotika. Auch verarmt das Mikrobiom wenn Menschen vom Land in die Städte ziehen. Das belegen Untersuchungen in Afrika und Südamerika. Ein Faktor scheint dabei ein Verändertes Essverhalten zu sein.
Bekannt ist auch, dass Menschen, die beispielsweise an Adiposita oder Diabetes leiden oft eine deutlich geringere Artenvielfalt im Darm beherbergen.
Interessanterweise ist Probiotika über die Nahrungsaufnahme zwar einerseits gut, andererseits schadet es gesunden Menschen die sich vorsorglich Probiotika einverleiben unter Umständen sogar. Das haben Mediziner von der Augusta University im US-Bundesstaat Georgia herausgefunden. Sie untersuchten 30 Patienten, die unter Verwirrtheit und Konzentrationsbeschwerden in Verbindung mit Blähbauch oder Magenschmerzen litten. In deren Dünndarm fanden sie große Mengen an Lactobazillen. Bakterien, die viel Milchsäure produzieren. Normalerweise gehören diese nicht in solchen Mengen in den Dünndarm.
Über das Blut gelangte die Milchsäure bei diesen Patienten bis ins Gehirn, wo sie toxisch wirkte und neurologische Störungen hervorrief.
Die Gemeinsamkeiten der untersuchten Personen waren, dass sie alle regelmäßig extrem große Mengen an Probiotika zu sich nahmen. Nachdem sie darauf verzichtet und Antibiotika bekommen hatten, verschwanden die neurologischen Symptome.